
Der Straßenrand ist eigentlich kein geeigneter Lebensraum für Bäume, deshalb müssen Straßenbäume besonders hart ums Überleben kämpfen. Die meisten erreichen i.d.R. auch nur ein Drittel der Lebenserwartung ihrer Kollegen in freier Landschaft.
Harte Bedingungen für Straßenbäume:
- Sauerstoffmangel durch verdichteten Boden
- Wassermangel durch unzureichende Zufuhr natürlicher Niederschläge
- Eingeschränkter Wurzelraum
- Aufgeheizte versiegelte Flächen und Hitzeabstrahlung von Fassaden
- Umweltgifte wie Streusalz, Abgase, Radabrieb, Öle, Hunde-Urin, Feinstaub, Müll
- Häufiger, meist einseitiger Rückschnitt (Lichtraumprofil von 4,5 m für LKW)
- Baustellen! Hier werden oft Wurzeln und Stamm beschädigt
- Klimaveränderung (Dürren, Überschwemmungen, Fröste)
Bei der Pflanzung eines Straßenbaums ist neben der Sortenwahl der richtige Standort von entscheidender Bedeutung. Je besser der Standort zum Baum passt, desto besser wird er anwachsen und gedeihen. Für die Sortenwahl dient den Kommunen als Orientierungshilfe in erste Linie die Straßenbaumliste der GALK (Deutsche Gartenleiterkonferenz). Seit 1995 werden bei der GALK regelmäßig Baumarten auf ihre Tauglichkeit als Straßenbaum getestet und bewertet.
Noch wichtiger ist der richtige Standort
Hier wird es schon schwieriger, denn im Straßenraum herrscht hohe Nutzungskonkurrenz, z.B. durch unterirdische Infrastrukturleitungen, Parkplätze, Tiefgaragen, das Freilassen von Sichtachsen und Feuerwehraufstellflächen. Wird eine Straße grundhaft saniert oder neu gebaut (z.B. in neuen Wohngebieten) können heute bessere Standortbedingungen für Straßenbäume geschaffen werden. Wie gut diese sind, ist neben technischer Machbarkeit häufig eine Frage des Budgets, das die Kommune dafür ausgeben will oder kann. Der Mindeststandard bei der Neuanlage von Baumstandorten ist eine ausreichend große Pflanzgrube mit einem an die Baumart angepassten Wasser- und Luftdurchlässigem Erdsubstrat. Bei Altbäumen wird die Baumscheibe behutsam vergrößert um die Wasseraufnahme zu verbessern.
3 Pflanz-Modelle für besseres Wachstum
Verschiedene Pflanz-Modelle können zur Verbesserung der Standortbedingungen beitragen. Hier drei Beispiele (vgl. Nummerierung im Bild oben):
- Zwickauer Modell: in Leipzig sehr häufig. Der Baum steht nicht auf dem Fußweg sondern am Rand der Fahrbahn. Die Baumscheibe hat eine Bordsteinumrandung, welche an mehreren Stellen Öffnungen aufweist. Dadurch kann Regenwasser von der Fahrbahn direkt zur Baumscheibe fließen, der Baum kann mehr Wasser aufnehmen. Die Pflanzgrube ist mit speicherfähigem Substrat gefüllt, eine obere Schicht aus Lavalit verlangsamt die Verdunstung.
- Baumrigole: es gibt verschiedene Modelle. Das Grundprinzip besteht in der Kombination aus offener Versickerungsrigole (Mulde oder Tiefbeet ), einer Substratschicht und einem Retentionsspeicher. Bei ausbleibendem Regen kann der Baum auf das gespeicherte Wasser zurückgreifen. Die Stadt Leipzig testet derzeit drei Versionen dieses Pflanzmodells an Bäumen in der Kasseler Straße in Gohlis.
- Stockholmer Modell: ist das Zukunftsmodell für die „Schwammstadt“, eine sehr große, durchwurzelbare Pflanzgrube, die später komplett mit Straßen, Plätzen oder Gehsteigen überbaut wird. Es können große Wassermengen gespeichert werden. Dadurch wird auch das Kanalsystem der Städte entlastet (Überflutungsvorsorge). Die Investitionskosten sind hoch. Diesem System liegt die Erkenntnis zugrunde, dass es den Bäumen in der Stadt hauptsächlich an Luft im Boden mangelt. Das neue Substrat besteht daher vorwiegend aus großen Steinen (bis zu 150 mm im Durchmesser), die nach dem Verdichten noch jede Menge Hohlräume hinterlassen. Diese Hohlräume werden dann mit einem speziellen „Feinsubstrat“ aufgefüllt.
Autorin: Elke Thiess